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Distanzzonen – eine Armlänge Abstand!

Veröffentlicht am 11. August 2019
Distanzzonen

Distanzzonen – der Freiraum, den Menschen benötigen

Kein Zitat ist für mich als Körpersprache-Experte sinnloser als jenes von der Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker. Zum Selbstschutz solle man immer „eine Armlänge Abstand” halten. Dabei bezog sich die Kölnerin auf den Vorfall an Silvester, bei dem mehrere Frauen durch fremde Männer belästigt wurden. Doch wie sinnvoll ist diese Armlänge Abstand? In diesem Beitrag sprechen wir über die verschiedenen Distanzzonen – den Freiraum, den Menschen benötigen. Erforscht wurden diese sogenannten Distanzzonen übrigens von Edward T. Hall.

Was passiert, wenn wir diese Distanzzonen überschreiten?

Das hängt stark von der Person ab! Wundert Dich diese Aussage? Du hast ein ganz anderes Gefühl von Distanz als ich – da bin ich mir sicher. Deshalb wäre es fatal, wenn ich Dir hier Ratschläge gebe, wie nah Du an eine andere Person ran darfst. In meinem Beitragsbild siehst Du ungefähre Meterangaben, an denen Du Dich orientieren kannst. Aber aufgepasst: Überschreitest Du eine Distanzzone und hältst nicht genügend Abstand, dann wirkt das nicht nur aufdringlich, sondern auch bedrohlich.

Überschreitet jemand – unberechtigt – die Distanzzone, dann treten bei der betroffenen Person unangenehme Reaktionen auf. Du wirst körpersprachliche Anzeichen von Stress, Nervosität und sogar Angst wahrnehmen. Deshalb vermeide unbedingt die Verletzung der Distanzzonen Deines Gesprächspartners. Am Ende des Beitrags gebe ich Dir aber gerne einen Tipp, wie Du taktvoll herausfindest, ob Du näher kommen darfst oder lieber Abstand halten solltest.

Intime Distanzzone (0- 60 Zentimeter)

In die intime Distanzzone lassen wir nur sehr, sehr eng vertraute Personen. Die Intimsphäre beginnt bei 0 Zentimeter und endet bei ca. 60 Zentimeter. Kommt uns hier jemand zu nahe, dann reagieren wir körpersprachlich mit Zeichen von Stress, Angst und Bedrohung. In der intimen Distanzzone ist meist nur Platz für den Partner oder die Partnerin, für die Eltern und sehr enge Familienmitglieder wie Bruder und Schwester.

Es kommt natürlich durchaus vor, dass zum Beispiel zur Begrüßung kurz in die intime Distanzzone eingetreten wird. Das kann je nach Verhältnis auch völlig in Ordnung sein. Doch in der Regel wird dann der Abstand der persönlichen Zone eingenommen.

Persönliche Distanzzonen (0,6 – 1,2 Meter)

Die persönliche Distanzzone liegt zwischen 60 Zentimeter und 1,20 Meter. Diese Zone ist den Bekannten, Verwandten und Freunden vorbehalten. Dieser Abstand ist meist genau eine Armlänge. Diese Armlänge Abstand reicht genau aus, um jemand anderen zu begrüßen. Genau deshalb finde ich die Aussage der Kölner Oberbürgermeisterin so schwachsinnig. Es ist ein völlig automatischer Prozess. Da muss niemand aktiv drüber nachdenken. Es passiert sowieso. Nur leider bietet das keinen Schutz. Wie auch bei anderen Distanzzonen wird auch hier die Privatsphäre oft missachtet.

Überschreitet jemand die Distanzzone, dann muss dies nicht unbedingt mit einer bösen Absicht geschehen. Weiter unten gehe ich nochmal genauer darauf ein.

Soziale Distanzzone (1,2 – 3,6 Meter)

Die soziale Distanzzone liegt zwischen 1,20 und 3,60 Meter. Dieser Abstand ist für uns völlig ok, wenn wir in großen Menschenmengen, am Bahnhof oder in den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sind. Tatsächlich sieht die Praxis etwas anders aus. Oft ist man gerade im Bus, im Zug oder in der U‑Bahn extrem eng aneinander. Auch bei der Warteschlange an der Kasse kann der Abstand von der persönlichen sogar bis zur intimen Distanzzone gehen.

Die Körpersprache verändert sich in den Distanzzonen je nach Kontext. Vielleicht hast Du es schon oft beobachtet. Eine Frau geht einem Mann aus dem Weg, weil er anscheinend zu nah ist. Im gleichen Atemzug steht dieselbe Frau an der Kasse. Hinter ihr ein anderer Mann, der vielleicht sogar noch weniger Abstand hält. Aber keine Reaktion von ihr. Das hat nichts damit zu tun, dass sie den anderen attraktiver findet. Der Kontext ist hier entscheidend.

Fährst Du oft mit öffentlichen Verkehrsmitteln? Wenn ja, dann bist Du schon “abgehärtet”. Du reagierst in diesem Kontext (öffentliches Verkehrsmittel) nicht ganz so stark. Das gleiche Prinzip kannst Du auf alle anderen Situationen übertragen. Was sich jedoch auf keinen Fall verändert, ist die Körpersprache. Man wird es Dir bzw. Deiner Körpersprache anmerken, wenn jemand unberechtigt in eine Deiner Distanzzonen eindringt. Du wirst es nicht verbergen können.

Öffentliche Distanzzonen (3,6 – 12 Meter)

Wir bewerten ständig. So bewerten wir permanent Menschen in der öffentlichen Distanzzone. Dies geht innerhalb von drei Sekunden. Ausschlaggebende Kriterien sind: gefährlich/ungefährlich & sympathisch/unsympathisch. Je nachdem meiden wir Personen und laufen eventuell um die Personen herum oder wir halten unseren Kurs und gehen vielleicht sogar etwas näher an der Person vorbei. Besonders gut konnte ich das bis jetzt bei schwangeren Frauen beobachten. Unbewusst wollen diese nicht nur sich, sondern auch ihr ungeborenes Kind schützen. Erscheint eine Person „suspekt”, dann laufen sie einen großen Bogen um diese Person herum. Hier ist der Filter noch genauer und strenger, als bei anderen. Wir kategorisieren in dieser Distanzzone zwar die Menschen um uns herum, aber wir nehmen diese nicht bewusst wahr.

12 Meter Zone (>12 Meter)

Die 12 Meter Zone musst Du nicht kennen. Sie hat auch nichts mit dem Erforscher der anderen Distanzzonen, Edward T. Hall zu tun. Diese Zone kenne ich aus der Arbeit mit Ermittlungsbeamten. Bei Observationen und Verfolgungen halten Detektive und Ermittlungsbeamte im besten Fall mehr als 12 Meter Abstand. Warum? Das hat mit unserer Wahrnehmung zu tun. Ab diesen 12 Metern nehmen wir nichts mehr wahr. Es ist in der Wahrnehmung sozusagen der Blinde Fleck.

Darf ich näher kommen? – Distanzzonen beim Flirten

Nicht nur beim Dating stellt man(n) sich oft die Frage: Darf ich näher kommen? Du bekommst nun, wie oben versprochen, den ultimativen Tipp von mir, wie Du das herausfinden kannst. Die Voraussetzung ist, dass ihr beide steht. Du sprichst mit Deinem Gesprächspartner oder der Gesprächspartnerin und machst einen KLEINEN Schritt auf die Person zu. Bleibt Dein Gesprächspartner stehen, dann ist die Nähe völlig ok. Macht der Gesprächspartner einen Schritt zurück, dann braucht er noch etwas Zeit.

Der Profi-Tipp

Jetzt verrate ich Dir den ultimativen Profi-Tipp, wie Du herausfindest, ob es zwischen Euch beiden gefunkt hat bzw. ob ihr auf einer Wellenlänge seid. Du machst wie oben einen KLEINEN Schritt auf die Person zu. Bleibt die Person stehen, dann wartest Du einen Augenblick. Du gehst nun einen Schritt zurück. Folgt Dir Dein Gesprächspartner oder Deine Gesprächspartnerin, dann hast Du sehr gute Karten 😉

Ist die Verletzung der Distanzzone böswillig?

Ist eine Person sehr dominant, dann ist die Verletzung der Distanzzone gewollt. Es soll Stärke und Macht demonstrieren. Doch in der Regel ist es Unsicherheit. Viele wissen nicht, ob es ok ist, näherzukommen. Es passiert mehr oder weniger aus Versehen. Du kennst ja nun den Trick, wie Du es herausfinden kannst. Dann trittst zumindest Du nicht mehr in dieses Fettnäpfchen.

Viele Menschen haben aber auch kein Gefühl für Distanz. Gerade extrovertierte Menschen neigen dazu, andere Menschen zu berühren. Das kann für Introvertierte sehr unangenehm werden. Personen, die anfangs sympathisch gewirkt haben, können nun auch unsympathisch wirken.

Wie gehe ich mit der Verletzung meiner Distanzzonen um?

Diese Frage ist einfach, wie auch schwierig zugleich. In jedem Falle ist es völlig legitim, die Person anzusprechen. Immerhin löst diese Person damit bei Dir negative Gefühle aus. Dir bleibt aber auch immer die Möglichkeit, Deine Körpersprache einzusetzen, um Distanz aufzubauen. Hier findest Du eine Reihe Körpersprache Signale, die Dir helfen können.

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