Die richtige Personalentscheidung treffen
So finden Sie den passenden Bewerber auf Ihre freie Stelle
Eine alte Weisheit besagt, dass alles was schwer aussieht leicht zu bewerkstelligen ist und all jenes was leicht aussieht ziemlich schwer sein kann. Je nach Herangehensweise trifft dies auch auf eine Personalentscheidung zu. Anforderungsbögen, Fragekataloge und Checklisten können eine gute Unterstützung sein, sind aber bei weitem nicht so wichtig wie die Komponente der Körpersprache und Lügenerkennung. Denn wie wollen Sie im Gespräch erkennen, ob der Bewerber tatsächlich die angegebenen Fähigkeiten und Kenntnisse besitzt, die Ihnen wichtig sind. Immerhin beschönigen 33 % die Verantwortlichkeiten in ihrem Lebenslauf, 24% lügen bei den Fähigkeiten und 22% lügen bei den Beschäftigungslagen.
Körpersprache im Bewerbergespräch
Warum Small-Talk so wichtig ist
Meine persönliche Empfehlung für die Dauer des Small-Talks sind 20 – 30 Minuten. Ab dieser Stelle in meinen Vorträgen oder Seminaren hüpfen mir die Personaler aus der Hose. Ein Personalentscheider aus einem großen Konzern meinte nach einem Vortrag zu mir: “So lange geht bei uns nicht einmal das gesamte Bewerbungsgespräch”. Und ich kann es gut verstehen. Sie sollten dabei unbedingt abwägen.
Im Small-Talk erfahren Sie wichtige Dinge über den Bewerber und Sie kennen sein Verhalten in einem belanglosen Gespräch. Also genau dann, wenn es sich nicht lohnt zu lügen. Genauer: Wenn er die Wahrheit sagt. Genau dieses Wissen brauchen Sie später, wenn es um die Kernfragen geht, um eine richtige Personalentscheidung zu treffen. Je länger der Small-Talk andauert, desto mehr nonverbale Signale und Verhaltensweisen können Sie beobachten und desto genauere Schlussfolgerungen können Sie später ziehen.
Ich spreche von abwägen, da es ein Unterschied macht, ob Sie einen Lageristen einstellen oder einen Vertriebsleiter. Ich hoffe Sie stimmen mir zu, wenn das Bewerbergespräch des Lageristen durchaus kürzer ausfallen darf, als die des Vertriebsleiters. Je wichtiger die Stelle in Ihrem Unternehmen ist, desto länger sollte der Small-Talk andauern.
Aus Zeitmangel wichtige Personalentscheidungen zu verkürzen, kann fatale Folgen haben. Lt. einer Studie von Statista kostet ein “falscher” Mitarbeiter 40–70.000 € pro Jahr. Kritisch wird es dann, wenn Sie die Probezeit versäumen. Dann dürfen Sie gerne noch etwas dazu addieren. Ein “falscher” Mitarbeiter ist jener, der Ihnen Fähigkeiten und Kenntnisse im Bewerbergespräch verkauft hat, die er überhaupt nicht besitzt.
Baseline – Das Fundament einer Personalentscheidung
In verschiedensten Situation sind wir nervös, gestresst oder aufgeregt, obwohl es hierfür keinen rationalen Grund gibt. In meinen Seminaren spreche ich gerne von Verhören der Polizei. Stellen Sie sich vor Sie sind unschuldig, werden aber zu einem Mordfall befragt. Rational müssten Sie nicht nervös oder aufgeregt sein, da Sie nichts verbrochen haben. Da uns aber die Situation einschüchtert reagiert unser Körper mit Stress.
Früher dachte man, dass jene, die Anzeichen von Nervosität zeigten, schuldig sein müssen. Wenn man unschuldig ist, müsse man ja nicht nervös sein. Ein fataler Irrtum. Denn es ist die Situation die uns körperlich reagieren lässt. Genau dies trifft auch auf ein Bewerbergespräch zu.
Um die richtige Personalentscheidung treffen zu können, müssen wir die Grund-Nervosität des Bewerbers herausfinden (Baseline). Also wie verhält er sich in einem belanglosen Teil des Bewerbergespräches. Dafür eignet sich hervorragen der Small-Talk. Nun liegt es an Ihnen, so viele Verhaltensweisen wie möglich zu erkennen. Hier einige Ideen:
Achtung: Sie sollten sicherstellen, dass Sie vorerst nur Antworten erhalten, die der Wahrheit entsprechen. Stellen Sie Kontrollfragen. Also Fragen bei denen Ihnen die Antworten bereits bekannt sind oder es sich nicht lohnt zu lügen. Stellen Sie keine Fragen, bei der der Bewerber mit „Ja“ oder „Nein“ antworten kann. Geht es nicht anders, dann machen Sie eine Schweigepause nach der Ja oder Nein Antwort des Bewerbers. Er wird seine Antwort dann automatisch ausführen. (Macht des Schweigens)
Nonverbale Signale im Small-Talk
Frage | Ja | Nein | Wie oft/stark? |
Pulsierende Ader an der Stirn | |||
Augen berühren, schließen oder bedecken | |||
Erröten der Haut im Gesicht oder Halsbereich | |||
Arm massieren, Sich selbst umarmen | |||
Festhalten am Stuhl während einer Äußerung | |||
An der Haut zupfen | |||
Schwitzen | |||
Brust oder Bauchbereich massieren | |||
Anhaltendes starren | |||
Erhöhte Blinzelfrequenz | |||
Unruhiger Blick | |||
Vor der Brust verschränkte Arme | |||
Haare durchfahren, glattstreichen oder sich am Kopf kratzen | |||
Am Ohrläppchen zupfen | |||
Angespannte Stirn, massieren oder Hand an Stirn pressen | |||
Nase berühren oder massieren | |||
An den Lippen spielen oder zupfen | |||
Husten und Räuspern | |||
Mit aufgeblähten Wangen ausatmen | |||
Geräusche erzeugen | |||
Zunge hin und her bewegen oder in die Wange drücken | |||
Ober und Unterkiefer hin und herschieben | |||
Das Kinn berühren oder massieren | |||
Bart streichen | |||
Den Hals berühren, Luft zufächeln oder Halsgrube bedecken | |||
Nacken massieren oder dehnen | |||
Hohe Schultern, Schulter oder Schlüsselbein reiben | |||
Mit Gegenständen spielen | |||
Hände ringen, über die Hand fahren |
Während Sie oder einer Ihrer Kollegen den Small-Talk führen, sollten Sie auf alle Merkmale achten. Finden Sie die rot markierten Merkmale beim Bewerber, dann sollten Sie den Small-Talk noch weiter fortführen. Er ist dann noch zu sehr unter Stress, um ein vernünftiges Gespräch zu führen. Finden Sie grün markierten Merkmale, dann sollten Sie versuchen, die Gesprächsatmosphäre zu verbessern.
Achten Sie auf häufig gezeigte Beruhigungsgesten. Verwendet er sie während dem Small-Talk? Wenn ja, wie oft in der Minute oder wie stark? Diese nonverbalen Verhaltensweisen sind wichtig, da diese Ihnen helfen werden, bei den relevanten Fragen, eine eventuelle Täuschung zu erkennen.
Die richtige Personalentscheidung treffen
Nach dem Small-Talk kommen die Kernfragen. Also jene Fragen, die für Sie und Ihr Unternehmen besonders wichtig sind. Zwei wichtige Punkte sind Fähigkeiten und Kenntnisse des Bewerbers. Genau hier trennt sich die Spreu vom Weizen. Aus meiner Erfahrung, hier eine kleine Anmerkung: In den meisten Fällen überschätzen Männer Ihre Fähigkeiten und Kenntnisse und Frauen unterschätzen diese. Dies kann zur Folge haben, dass eine Frau die die angeforderten Fähigkeiten besitzt zurückhaltender ist oder sich vielleicht erst gar nicht bewirbt. Der Mann hingegen, der nicht alle Fähigkeiten besitzt, glaubt oftmals die Anforderungen locker zu schaffen.
Ihre Aufgabe ist es nun, beim Stellen der Frage auf die nonverbalen Verhaltensweisen zu achten. Denn weichen diese stark von der Baseline ab, so ist dies ein Anzeichen für eine starke emotionale Belastung. Dies muss nicht zwangsläufig eine Lüge bedeuten. Sie sollten aber bei solchen Punkten definitiv weiter bohren und mehr Fragen stellen.
Ich könnte hier noch ewig weiterschreiben. Ich habe aber bereits eine Anleitung zum Erkennen von Täuschungen geschrieben. Wenn Sie auf den Button unten klicken, dann kommen Sie automatisch zum ausführlichen Blog-Beitrag zum Thema Lügen erkennen.