Ursprung der Körpersprache
Machen wir mal eine Zeitreise und begeben uns auf Spurensuche nach der Herkunft der Körpersprache. Leider müssen wir etwas weit reisen. So circa 2,6 Millionen Jahre zurück um genau zu sein. Bitte machen Sie sich nicht die Mühe, die Zahlen nachzulesen. Sie werden auf viele verschiedene Theorien stoßen. Ich habe die Theorie genommen, welche für mich am logischsten war.
Um zu überleben, gab uns die Natur gewisse Urinstinkte. Diese Instinkte sind tief in unserem Gehirn verankert. Auch heute noch. Diese Instinkte sind da, um unsere Fortpflanzung und unser Überleben zu sichern. In Stresssituationen, also in Situationen in dem der Körper durch Kortisol stark auf das Umfeld reagiert läuft bei uns ein gewisses Programm ab. Das limbische System schlägt Alarm. Das limbische System liegt im Stammhirn in der Amygdala und ist unter anderem für die Entstehung von Emotionen zuständig. Das limbische System unterscheidet in Millisekunden zwischen drei Möglichkeiten. Schockstarre, Flucht und Kampf. Meistens in dieser Reihenfolge.
Gefahren in der Steinzeit – Meeting mit dem Säbelzahntiger
Sie treffen zufällig auf einem Säbelzahntiger. Ihr Gehirn bzw. das limbische System wird Ihnen sofort den Befehl geben: Schockstarre! Wenn Sie sich jetzt die Frage stellen: Wieso nicht wegrennen? Dann dürfen Sie verdammt froh sein, das Ihr Gehirn das unterbewusst entscheidet und nicht Ihr Bewusstsein. Also angenommen Sie würden versuchen wegzurennen, wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Interesse des Säbelzahntigers jetzt erst recht geweckt ist? Und wie hoch schätzen Sie die Wahrscheinlichkeit ein, dass Sie schneller wären als der Tiger? Nehmen wir an Sie denken daran den Säbelzahntiger anzugreifen. Wie hoch schätzen Sie Ihre Überlebenschancen bei einem Tier, das angeblich über 400 Kilo auf die Waage brachte? Doch zurück zu unserem Fall. Sie befinden sich also in Schockstarre.
Schockstarre
Biologisch passiert nun folgendes in Ihrem Körper. Das Blut welches sich nicht in Lebenswichtigen Organen befindet (Magen, Darm) wird nun in unsere Gliedmaßen (Arme, Beine) gepumpt, um dort Hochleistung zu bringen. Das Blut in unseren Gliedmaßen sorgt dafür, dass wir schnell rennen oder kämpfen können. Außerdem wird Kortisol und Adrenalin ausgeschüttet. Diese Hormone sorgen dafür, dass der Herzschlag steigt, das Blut schneller transportiert werden kann und es sorgt für eine bessere Atmung. Im ZNS, also im Zentralen nerven System sorgt Adrenalin für eine niedrigere Schmerzempfindlichkeit.
Der letzte Ausweg
Sie befinden sich also in Schockstarre und stellen fest, dass der Tiger nun näher kommt und anfangen will, an Ihnen zu knabbern. Hier kommt die zweite Möglichkeit ins Spiel. Die Flucht. Wir fangen also an wegzurennen. Dicht gefolgt vom Säbelzahntiger. Wie bereits erwähnt hilft nun das Adrenalin dabei, dass wir keine Schmerzen verspüren wenn wir nun über spitze Steine oder Äste laufen. Doch es kommt wie es kommen musste, wir stehen vor einer Felsenwand. Kein vor und kein zurück. Der Tiger nährt sich und nun bleibt aus letzter Verzweiflung nur noch eines übrig: Der Kampf. Diese Variante sieht man sehr häufig bei Mäusen, die von Katzen in die Enge getrieben wurden. Wird ein Tier oder ein Mensch in die Enge getrieben und sieht keinen Ausweg mehr, dann wird er immer versuchen zu Kämpfen. Die Mäuse springen dann plötzlich Kamikazemäßig auf die Katze. Diese ist natürlich so verwirrt, dass die Maus meistens entkommen kann. Dies ist jedoch nur ein Fallbeispiel. Oft kann die Reihenfolge auch ganz anders verlaufen.
Reagieren wir heute auch noch nach diesem Muster?
Sollten Sie beispielsweise eine Giftschlange sehen, dann bin ich überzeugt, dass Sie nicht in Schockstarre verfallen sondern flüchten werden, weil die Schlange viel zu langsam ist. Das wichtigste, dass ich Ihnen aber in diesem Kapitel an die Hand geben möchte, ist folgende Tatsache. All diese Optionen: Kampf, Flucht oder Schockstarre treten in unserem heutigen Alltag ebenfalls auf. Nur in einer sehr abgeschwächten Form. Wenn Sie in einem Mitarbeitergespräch „in die Enge getrieben werden“, dann reagieren Sie mit Aggression und nicht mit körperlicher Gewalt. Natürlich auch nur bis zu einem gewissen Punkt. Sollten Sie irgendwo neu sein und Sie befinden sich in einem Fremden Umfeld, dann verfallen Sie auch nicht in eine Schockstarre. Lediglich wird Ihre Körpersprache etwas hölzern. Und wenn Sie am liebsten abhauen würden, dann fangen Sie nicht an wegzurennen. Aber Ihre Füße werden in Richtung Ausgang zeigen.